Das visuelle Denkmal

Australien setzt auf Trainer Guus Hiddink
(www.ard.de)
Eroberer der Kontinente
Von Marcus Bark

Guus Hiddink gilt als einer der ganz Großen in der Branche. Der Trainer garantierte in den vergangenen Jahren Erfolg. Heute will er mit Australien gewinnen, auch wenn der Gegner Brasilien heißt.


Will auch gegen Braslilien überraschen: Guus Hiddink. Die japanischen Reporter waren ein bisschen irritiert. So hätten sie die Australier nicht erwartet. Hiddink bot eine Dreier- statt der üblichen Viererkette auf, und auch einige Personalien kamen überraschend. Die Reporter ahnten, dass das nichts Gutes für ihr Team verhieß. Hiddink musste allerdings noch einmal nachbessern. Er wechselte Tim Cahill und John Aloisi ein, die in den letzten acht Minuten des Spiels aus einem 0:1-Rückstand noch einen 3:1-Sieg machten.

Das visuelle Denkmal Guus Hiddinks im Fernen Osten wurde noch ein bisschen größer, als es ohnehin schon ist. Seitdem Hiddink das Gastgeberland Südkorea bei der Weltmeisterschaft 2002 überraschend ins Halbfinale (0:1 gegen Deutschland) führte, verehren sie den 59 Jahre alten Niederländer in Asien. Sogar ein Stadion wurde nach ihm benannt.

Momentan ist Hiddink auf gutem Weg, einen weiteren Kontinent zu erobern. Viel muss er dafür nicht mehr tun, denn schon die zweite WM-Teilnahme nach 1974 wird Hiddink auf die Habenseite geschrieben. In Personalunion führte er PSV Eindhoven zu einer weiteren Meisterschaft in Holland. Mit dem ersten WM-Sieg gegen Japan ist ein weiterer Schritt auf dem Weg zum Ruhm beschritten. "Ich denke, Guus Hiddink ist ein wahrer Held", sagte der Chef der australischen Labour-Party. Der Trainer soll sogar schon auf der Kandidatenliste für den "Australier des Jahres" stehen. Wer sollte ihm den Titel streitig machen, wenn den "Socceroos" ein Sieg gegen Brasilien gelänge?

Tüftler und Querdenker
Was macht diesen Mann aus, der Unmögliches möglich zu machen scheint? Hiddink ist ein Fachmann, aber kein Fachidiot. Er beschäftigt sich mit Dingen abseits des Fußballs, die ihm dann bei seiner Arbeit hilfreich sind. Bei seinem Engagement in Fernost studierte er genau die Mentalität der Südkoreaner und setzte seine Erkenntnisse dann erfolgreich ein. Bei den Australiern stärkte er das Selbstbewusstsein. Die "Socceroos" glaubten aufgrund des mehrmaligen Scheiterns in der WM-Relegation gegen Südamerikaner, dass sie außerhalb ihrer Ozeanien-Gruppe keine Rolle spielen könnten. Inzwischen, so der Trainer, "glauben sie sogar daran, dass sie Brasilien schlagen können". Hiddink ist von seinem Trainerdenken her eher Italiener als Holländer. Das Ergebnis steht bei ihm über der Schönheit des Spiels. Er tüftelt und tüftelt, bis er die Lösung gefunden zu haben scheint. Es wird interessant zu sehen, was er sich gegen Ronaldinho und Kollegen ausgedacht hat.

Nach der Weltmeisterschaft verteilt Hiddink seine Arbeit auf zwei Kontinente. Er hat sich dafür entschieden, Nationaltrainer Russlands zu werden, obwohl es auch ein Angebot vom englischen Verband gab. Hiddink glaubt, dass er die Russen wieder auf den rechten Weg bringen wird. Dafür will er, so schnell es geht, Russisch lernen. Das wäre dann seine fünfte Fremdsprache nach Deutsch, Englisch, Spanisch und Französisch.